Eine Herbstnacht auf dem Schlackenberg in Saarbrücken

Die Idee stand schon länger - eine Nacht auf dem Schlackenberg. Die vergangenen Jahre war ich schon viele Male zum Sonnenuntergang auf dem Schlackenberg und mehr als ein mal sagte jemand “Zum Sonnenaufgang ist es sicher auch traumhaft hier” oder “Hier könnte man auch mal gut übernachten”. Im Sommer nahm die Idee irgendwann konkrete Züge an und wir suchten uns ein Wochenende mit lauen Nachttemperaturen aus. Kurzfristig zeigte der Wetterbericht dann aber doch starken Regen an und das kleine Abenteuer wurde wieder vertagt.

Vor Kurzem saßen wir dann mit unseren Freunden Anna und Paul beim Abendessen und Paul brauchte die Übernachtungsidee nochmal auf - mittlerweile war es aber Oktober. Ein kurzer Blick auf die Wettervorhersage zeigte eine trockene nächste Nacht, aber nur 2°C nächtliche Temperaturen. Wir beschlossen trotzdem das besondere Alltagsabenteuer anzugehen und Paul und ich verabredeten uns für den nächsten Abend.

Paul und ich starteten unsere Tour in Saarbrücken Rußhütte und nach einer kleinen Wanderung durch den südlichen Teil des Saarbrücker Urwaldes erreichten wir um kurz nach 18 Uhr den Schlackenberg bei Jägersfreude. Wir waren ausgestattet mit unseren großen Trekkingrucksäcken, vollgestopft mit Kleidern und allem was uns wärmen sollte. Auf dem hölzernen Gipfelplateau waren drei weitere Personen, die für den Sonnenuntergang gekommen waren. Dieser lohnte sich wie immer und die Sonne versank im Westen über den Bäumen des Urwalds. Das bunte Laub der herbstlichen Bäume strahlte kräftig rot-orange.

Nachdem die Sonne untergegangen war, verabschiedeten sich auch die Anderen. Direkt sank auch die Temperatur und Paul und ich packten uns dementsprechend ein. Ich trug Skiunterwäsche, eine Jogginghose und darüber meine Wanderhose; drei Paar Strümpfe und sechs Lagen Oberbekleidung - das Zwiebelprinzip. Außerdem eine Fleecemütze und meine Fahrradhandschuhe - andere hatte ich auf die Schnelle nicht gefunden. Es war zum Glück recht windstill, sonst wäre es auf dem exponierten Gipfel sicher richtig ungemütlich geworden.

Wie immer beim Camping galt ab jetzt - einen Schlafplatz finden und dann futtern. Unsere Isomatten rollten wir unterhalb des Gipfelkreuzes auf der Holzplattform aus. Paul war für das Abendessen zuständig und kochte auf meinem kleinen Campingkocher ein wunderbar würziges Linsendal mit Kokosmilch, das wir mit frischem Baguette futterten. Licht spendete uns eine mitgebrachte Kerze und unsere gedimmtem Kopflampen. Der Himmel war klar und langsam legte sich der Feierabendverkehr auf der A623 unter uns. Als es komplett dunkel war, wurde es dann richtig frisch, aber wir hatten gut vorgesorgt. Ein Liter feinster, weißer Glühwein aus der Pfalz wärmte uns die Bäuche und wir erzählten über erlebte Outdoor-Abendteuer. Unter uns lag der dunkle Urwald, hinter uns das leuchtende Sulzbachtal und die etwas verdeckt die Lichter Saarbrückens. Im warmen Schlafsack machte der Glühwein aber auch ganz schön müde und irgendwann sind wir beide eingeschlafen - aber nicht bevor noch eine Wärmflasche gefüllt war und im Schlafsack lag, ein bisschen Komfort muss ja sein.

Ich wurde gegen 2 Uhr wach, weil ein Zug im Güterbahnhof laut hupte und das Echo über den Berg schallte. Das Geräusch kennt ihr sicherlich, man hört es nachts in ganz Saarbrücken. Ich mag es eigentlich ganz gerne. Die Wärmflasche war mittlerweile nicht mehr warm, aber allzu kalt war es trotzdem nicht im Schlafsack. Auf dem Rücken liegend konnte man wunderbar den Sternenhimmel sehen, der trotz der Nähe zu den Lichtern der Stadt herrlich funkelte. Viele Satelliten und sogar eine schwache Sternschnuppe waren zu erkennen. Ich musste an die Serie “Mars” denken, die ich mit Vicky vor Kurzem geschaut hatte und wie es wohl in der Leere des Alls sein muss…

Als ich das nächste mal wach wurde, war es schon leicht dämmrig über dem Urwald unter mir. Als ich mich aufrichtete und in Richtung Sulzbachtal umdrehte, blieb mir beinah der Atem weg. Ein rotes Band zerriss die Nacht über dem Horizont und die Sonne kündigte sich an. Ich rüttelte Paul wach und er packte direkt seine Kamera aus. Der Sonnenaufgang, der dann kam, war zufälligerweise einer der Schönsten, die es dieses Jahr gab. Die Morgenhimmel wechselte in alle Farben von violett, zu scharlachrot zu rosé. Wir hatten durch Glück und Zufall einen einzigartigen Morgen erwischt.

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In unseren Schlafsäcken bestaunten wir dieses Naturwunder und freuten uns das Abenteuer angegangen zu sein. Während der Tag sich ankündigte mahlte Paul frische Kaffeebohnen und ich setzte Kaffee auf. Ein frischer Bohnenkaffee vor dieser Kulisse - unbezahlbar. Dazu gab es Tomatenrührei vom Campingkocher mit dem restlichen Baguette. Gegen 10 Uhr rollten wir dann unsere Schlafsäcke zusammen, packten alles wieder ein und liefen zurück in Richtung Rußhütte.

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Unser kleines Abenteuer hat mal wieder gezeigt wie leicht es sein kann den Alltag zu unterbrechen und eine bleibende Erinnerung zu schaffen. Dafür muss man nicht immer weit fahren oder fliegen, es reichen auch schon ein paar Kilometer. Eine genaue Beschreibung zum Schlackenberg findet ihr hier.

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