Der Winterberg - Saarbrückens vergessener Hausberg?
Mit dem Saarbrücker Winterberg starten wir heute in unsere Reihe ,,Saarbrücker Berge”. Die schönste Route über den Winterberg findest du hier.
Der Winterberg ist wohl der berühmteste Berg in Saarbrücken. Fragt man Besucher aus dem restlichen Saarland nach Gipfeln rund um die Innenstadt, nennen sie mit großer Wahrscheinlichkeit den Winterberg zuerst. Das liegt vor allem am gleichnamigen Winterberg-Klinikum, das vielen Saarländern bekannt ist, aber niemand beim vollen Namen nennt. ,,Er/Sie lieht uffem Winterberg” ist ein geflügelter Ausdruck für das Klinikum. Das Klinikum thront auf dem grün bewaldetet Hügel begleitet von einem 100 Meter hohen UKW-Sendeturm. Der Winterberg ist 308 Meter hoch und überragt die Saar um rund 120 Meter.
Mir hat sich schon vor längerem die Frage gestellt, warum der Winterberg nicht viel intensiver als Saarbrücker “Hausberg” genutzt wird. So wie man das aus anderen Städten kennt - mit Aussichtspunkten, Gastronomie und vielleicht sogar einer Seilbahn oder einem Aufzug. Es gibt am Winterberg jedoch keinen besonderen Aufstiegspfad, keine gekennzeichneten Aussichtspunkte und keine Gastronomie, in der man gemütlich ein Zwickel trinken und auf die Stadt herabschauen könnte.
Ich habe es mir also vorgenommen, den Winterberg mal genauer zu untersuchen um vielleicht eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Bei meiner kleinen Recherche habe ich schnell gemerkt, dass der Winterberg vor vielen Jahrzehnten tatsächlich ein echter Hausberg war. Für 65 Jahre (von 1874 - 1934) stand auf dem Winterberg nämlich das Winterbergdenkmal, ein 30 Meter hoher Turm als Zeichen des Sieges der Deutschen im Deutsch-Französischen Krieg. Der Turm befand sich ungefähr an der Stelle, an der jetzt der Sendeturm steht. Das Winterbergdenkmal war deutschlandweit bekannt und ein Aufstieg zum Turm gehörte für jeden Touristen zum festen Programm. Das Denkmal war sogar das Wahrzeichen Saarbrückens. Der Winterberg war mit seinem Denkmal also eine echte Attraktion und aufgrund seiner Höhe war der Turm aus ganz Saarbrücken zu sehen. Im Jahr 1939 wurde der Turm von den Nazis gesprengt um keinen Orientierungspunkt für die gegnerische Artillerie zu bieten. Danach wurde der Turm nie wieder aufgebaut, auch wenn es verschiedene und unterschiedliche motivierte Bestrebungen gab. Auf dem Gipfel des Winterbergs liegen noch immer Teile der Steintrümmer und eine eiserne Plakette von Hallberg Guss erinnert an den Standort.
Das Problem des Turmes aus heutiger sich war, dass er Zeit seines Bestehens eine ziemliche Demütigung für Frankreich war, da er den Sieg der Deutschen gegenüber Frankreich auf den Spicherer Höhen im Jahr 1870 verdeutlichte. Auch durch die Nazis wurde der Turm vor seinem Abriss symbolisch instrumentalisiert. Dies ist vermutlich auch der berechtigte Grund, weshalb er in seiner ursprünglichen Form nicht wieder aufgebaut wurde, da wir alle die saarländisch-französische Freundschaft schätzen. Der Aufbau des Turms in seiner ursprünglichen Form hätte vermutlich ein falsches Signal an unseren Nachbarn gesendet. Eine Symbolik auf die wir gerne verzichten.
Schade jedoch, dass an der Stelle kein neuer Turm, vielleicht im Zeichen der Verständigung oder des Friedens, errichtet wurde, welcher den Winterberg wieder zu einem Ausflugsziel mit Aussichtspunkt machen würde. Die Plakette deutet eine solche Mahnstätte an. Ein Turm im Zeichen der Freundschaft wäre besonders schön, da man vom Gipfel gleichermaßen nach Frankreich und nach Deutschland blickt und vor allem heute keine Grenzen mehr erkennen kann.
Der Winterberg hat also seine deutschlandweite Bekanntheit und seinen Status als Saarbrücker Hausberg schon vor mehr als 90 Jahren eingebüßt und seitdem nicht wiedererlangt. Grund dafür ist vielleicht seine geschichtsträchtige Vergangenheit. Vielleicht wird es in Zukunft wieder Bestrebungen geben den Tourismus- und Freizeitcharakter des Winterbergs zu erhöhen und somit seine hervorragende Lage über dem Saartal zu nutzen - ganz losgelöst von geschichtlichem Erbe.
Aber was gibt es nun zurzeit auf dem Winterberg zu sehen? Der Besuch auf dem Gipfel des Winterbergs lohnt sich zurzeit nur eingeschränkt. Es gibt keinen Aussichtspunkt und der Wald versperrt auf dem Gipfel meist die Aussicht. An das ehemalige Denkmal erinnern nur noch die Trümmer und die eiserne Plakette. Ein Ort für Interessierte der Saarbrücker Geschichte. Einen Besuch wert ist auf jeden Fall noch der Standort der ADAC Luftrettung mit dem Rettungshubschrauber “Christoph 16”, dessen Anflug man immer von der Innenstadt aus oft beobachten kann.
Es gibt jedoch einige verstecke Aussichtspunkte an den Flanken des Winterberges und sehr hübsche Stadtvillen, die ich einer Panoramawanderung zusammengestellt habe. Diese gibt eine Vorstellung davon, wie schön der Ausblick von einem Gipfelturm sein muss.